Es ist soweit – 1. Schultag. Knieschlotternd und mit Schultuete bewaffnet (heutzutage in Form eines Outdoorrucksacks der Marke „The North Face“) ging’s in die Schule. Genauer gesagt in die „School of Modern Greek“ der alten philosophischen Fakultaet an der Aristoteles Universitaet Thessaloniki. Zuversichtlich stimmte mich der Anblick des Gebaeudes. Es ist das einzig schöne unter den ansonsten eher durch Beton und dem gestalterischen Element der Inhomogenitaet betoerenden Gebaeuden auf dem gesamten Campus. Etwa die gleiche Liga wie meine alte Heimat-Universitaet, die huebsche Ruhr-Uni-Bochum, Baujahr 1967, oder so!
Die rund 20 Schueler meiner Klasse stammen aus aller Herren Länder: Albanien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Palästina, Rumaenien, Russland, Slowakei, Tuerkei und USA. Auf den Sachverhalt, dass ich den Altersdurchschnitt der Klasse leicht anheben werde, hatte ich mich im Vorfeld bereits durch intensives mentales Training vorbereitet. Ich muss allerdings gestehen, dass ich dabei etwas andere Groessenordnungen vor meinem geistigen Auge hatte. Er liegt geschaetzt bei etwa 23 Jahren, einschliesslich (!) „meiner Wenigkeit“! Das Intensiv-Programm kurz geschildert: Unterricht taeglich von 9 bis 13 Uhr. Jede Menge Hausaufgaben und zusaetzlich natuerlich, die mit dem Erlernen einer Sprache verbundenen Anforderungen, wie Vokabeln lernen, Sprache anwenden, etc. Letzteres praktiziere ich intensivst durch Uebungen vor dem Fernseher bzw. auf Nachtschicht!
Bild „I-Maennchen heutiger Praegung. Die werden auch immer aelter!“
Und dann liefen ploetzlich an einem Oktobertag komisch gekleidete Menschen durch die Stadt. Alles war auf den Beinen. Die griechische Fahne hing an jedem Haus. Was war los? Die Antwort gab mein Spaziergang zur „Paralia“ (Uferpromenade). Jedes Jahr zeigt man am 28. Oktober, dem sogenannten „Nein“-Tag, was man so militaerisch zu bieten hat. Dieses Jahr jaehrte es sich zum 66. Mal, dass die damalige griechische Regierung „Ochi“ (=Nein) zu Mussolinis Forderung nach italienischen Stuetzpunkten auf griechischem Boden sagte. Wahrlich ein Grund fuer eine Party.
Bild „Spaziergaenger an der Uferpromenade“
1 Kommentar:
Hi Alex,
auch wenn ich Deine philosophischen Betrachtungen über den Griechen an sich und den "ländlichen Griechen" im Besonderen bislang nur quer gelesen habe (bin noch bei der srbeit - hab mal wieder nicht viel Zeit) freue ich mich sehr über ein so beredtes Lebenszeichen von Dir. Lass es Dir weiterhin gut gehen
Liebe Grüße
Sabine Skodda
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