Donnerstag, 22. Februar 2007

Das griechische System - Teil 4

STADTBUMMEL AUF GRIECHISCH

Wenn das Wetter schoen ist macht man gern einen Stadtbummel. Nicht anders verhaelt es sich im Land der Demokratie. Auch hier ist man viel und gern in der Stadt unterwegs. Allerdings bummelt der Thessaloniker etwas anders als zum Beispiel der Freiburger. Denn – man faehrt auch gern Auto. Oder besser gesagt, man sitzt gern im Auto, denn gefahren wird relativ wenig, da die rush-hour in den grossen Staedten hierzulande bis zu 24 Stunden dauern kann. Ich habe mich schon oft gefragt woran das liegen mag. Nun ergab sich endlich die Gelegenheit dies eingehender zu untersuchen. Dabei kam ich zu folgenden Ergebnissen:

  • These 1: Zu viele Autos pro Strasseneinheit

Diese Erkenntnis ist trivial und bedarf daher keiner weiteren Erlaeuterung.

  • These 2: Fehlende Entlastung durch geeigneten oeffentlichen Personennahverkehr

Erlaeuterung siehe These 1!

  • These 3: Suboptimale Ampelschaltungen

Aus Mangel an Respekt vor Verkehrteilnehmern anderer Gewichtsklassen, sind die Ampeln weitgehend so geschaltet, dass man sich „nicht in die Quere“ kommen kann. Das dies den Verkehrfluss nicht verbessert, ist nicht weiter zu begruenden.

  • These 4: Verkehrsflusstechnisch ineffiziente Parkgewohnheiten

Fasst man die eingangs erwaehnten Aussagen zu der Feststellung „Der Grieche bummelt gern im Auto“ zusammen, findet man leicht Zugang zum optischen und akustischen Strassenbild. Wirft man nun einen kritischen Blick auf besagtes Strassenbild, wird die Ursache sehr schnell deutlich. Denn: Auf hiesigen Strassen parkt man erst in dritter Reihe kritisch! Da versteht die Polizei und erst recht der Busfahrer keinen Spass mehr. Dies fuehrt tendenziell eher nicht zu einem verbesserten Verkehrsfluss, da der griechische Staedtebauer bei seiner Strassenplanung die dritte Parkreihe seinerzeit nicht beruecksichtigte. Dafuer aber dazu, dass hierzulande akustische Signal- sowie Warnblinkeinrichtungen zu den wichtigsten technischen Merkmalen von Kraftfahrzeugen gezaehlt werden. Zweiradfahrer setzen uebrigens sehr stark auf weitgehend hohle Auspuffanlagen, damit man als vermeintlich schwaecherer Verkehrsteilnehmer umso deutlicher akustisch wahrgenommen wird. Da leider auch der Gebaeudedaemmer auf die dritte Parkreihe und die Folgewirkungen nicht vorbereitet war, gehoert fuer den mitteleuropaeischen Besucher der Gehoerschutzstoepsel zu den wichtigsten Reiseutensilien.

  • These 5: Mangelnde Disziplin und Ruecksichtnahme im Allgemeinen

Ausgangspunkt der Betrachtung ist eine extrem viel befahrene sechsspurige Einbahnstrasse im Stadtzentrum. Zwischen den Ampeln werden Beschleunigungswettbewerbe sowohl bei vierraedrigen alsauch zweiraedrigen Fahrzeugen ausgetragen. Ploetzlich faellt einem auf der rechten Spur fahrenden Taxifahrer ein, dass er in etwa 30 Metern links abbiegen muss. Er wird es tun. Komme was wolle! Wenn man Pech hat, ist man gerade als Fussgaenger oder Radfahrer auf genau der Strasse unterwegs, in die der Taxifahrer einbiegen wird. Neben erheblichen Einfluessen auf die Versicherungspramien zum Beispiel bei Verkehrshaftpflicht-, Kasko- oder Krankenversicherung, kann dies unter Umstaenden auch den Verkehrfluss behindern.


Bild: Parkplatznot extrem! Die zweite Parkreihe ist auch an Bushaltestellen hoch im Kurs.


Bild: Parkplatznot extrem! Lebensmittelfachhaendler sind gezwungen ihre Dienstfahrzeuge im Geschaeft unterzubringen - selbstverstaendlich im Einverstaendnis mit den Lebensmittelaufsichtbehoerden!


Bild: Neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen - Verkehrsstress laesst schneller und intensiver ergrauen. Der junge Mann soll gerade sein Abitur gemacht haben!

Donnerstag, 15. Februar 2007

Ansichtssache(n)...

Nach gelegentlich doch recht kritischem Blick auf die hiesigen Verhaeltnisse, moechte ich zur allgemeinen Entspannung auch mal von den besonderen Reizen Thessaloniki's Bericht erstatten. Denn, es gibt SIE! Insofern muss ich meinen ersten "Post", in dem ich mich ueber den Charme der Stadt hermache, signifikant redigieren. Ich koennte jetzt viele Worte darueber verlieren, was genau gemeint ist. Da ich aber um die Konzentrationsfaehigkeit meiner Leserschaft weiss, ziehe ich es vor die Bilder fuer sich sprechen zu lassen.

Das Ergebnis entstand uebrigens - aus gegebenem Anlass - unter "spirituell-/virtueller Abstimmung" (so moechte ich es mal nennen) mit meiner Muse. Infolgedessen beschraenkt sich die zunaechst sehr umfangreiche bildliche Darstellung auf unverfaengliches Bildmaterial. Ich wuensche dennoch viel Vergnuegen ;-)


Bild: THESSALONIKI - Anmut und Grazie

Bild: THESSALONIKI - Festungsmauer

Bild: THESSALONIKI - Thermaischer Golf

Bild: THESSALONIKI - Ortteil: Wannsee

Bild: THESSALONIKI - south-end

Samstag, 10. Februar 2007

Von Bergfesten und Hausbesetzern

Jeder weiss: Zeit vergeht manchmal sehr, sehr langsam. Manchmal aber auch rasend schnell. Was meinen Aufenthalt hier betrifft kann ich ohne Uebertreibung sagen, dass dies auch fuer mich zutrifft. Was fuer eine beeindruckende Erkenntnis! Was ich aber eigentlich sagen wollte: Es ist Bergfest! Irgendwann in diesen Tagen habe ich ungefaehr die Haelfte des Sprachkurses erfolgreich absolviert. Nun koennte ich es damit bewenden lassen. Da ich jedoch so schoene Fotos gemacht habe, moechte ich die Gelegenheit nutzen und ein Worte zum griechischen Schul- bzw. Hochschulwesen sagen und dies mit ein paar Schnappschuessen unterlegen.

Meine erste neue Vokabel unmittelbar nach meiner Ankunft im Oktober war das schoene griechische Wort „Apergia“. Diese ungewollte Vokabeluebung resultierte aus der Tatsache, dass die griechischen Lehrer mal eben fuer schlappe 6 Wochen streikten! Man stelle sich den Aufschrei in Deutschland vor! Nach diesem recht ausgiebigen Streik trat in der Folge so manch andere Berufsgruppe ebenfalls in den Ausstand. Es vergeht eigentlich kaum eine Woche in der nicht irgendeiner streikt oder irgendetwas besetzt und somit den Arbeitsbetrieb lahm legt. Wir lernen: Das Streikwesen in Griechenland hat eine grosse Kultur. Da Studenten im allgemeinen kulturell besonders stark interessierte Menschen sind, dauert uebrigens das griechische Semester netto etwa halb so lange wie das in anderen europaeischen Staaten.

Bild: Kultur vor Studium


Bild: Hausbesetzerszene – Schichtwechsel


Bild: Aufmarsch zu Molotov’s Party (noch unvermummt)?!


Bild: „Halt’se fest!“ – Potenzielle Bombenlegerin?


Bild: Aprés Molotov Spass muss sein!